Presseaussendung der IG-Externe LektorInnen, 31. März 2009
Scharfe Kritik der IG-Externe LektorInnen und Freie WissenschafterInnen an den Plänen der Universitätskonferenz den Kollektivvertrag für die Universitäten nur mit Vorbehalten zu unterschreiben.
IG-Externe LektorInnen Vorsitzende Steidl: "Einigung auf Kosten der LektorInnen und AssistentInnen in Ausbildung (Säule 1) muss verhindert werden!"
Scharfe Kritik an den Plänen der Universitätsrektoren den Kollektivvertrag mit Übergangsregeln zu unterschreiben äußerte heute Annemarie Steidl, Vorsitzende der IG-Externe LektorInnen, einer österreichweiten Vertretung von UniversitätslektorInnen und freien WissenschafterInnen: "Es ist schlicht eine Frechheit, wenn die Rektoren glauben, dass sie sich auf Kosten jener mit dem Ministerium und der Gewerkschaft einigen können, die ohnehin die prekärsten Verträge haben!"
In einem Schreiben der Österreichischen Universitätenkonferenz vom 30. März baten die Universitätsrektoren die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) um ein Stillhalteabkommen. Die Universitätenkonferenz kündigt darin an, den Kollektivvertrag mit folgenden Vorbehalten zu unterschreiben:
1) Die erste Gehaltsvorrückung für LektorInnen kann erstmals zwei Jahre nach Inkrafttreten wirksam werden
2) Die derzeitigen Beschäftigungsverhältnisse mit den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen in Ausbildung (Säule 1) werden vom KV nicht berührt - mit Ausnahme der zur Anwendung kommenden Altersvorsorge (Pensionskassenregelung). Neueintretender der Säule 1 unterliegen völlig dem KV.
3) Der Pensionskassenbeitrag des Dienstgebers für das Verwaltungs- und wissenschaftliche Personal (mit Ausnahme der ProfessorInnen) beträgt für die ersten zwei Jahre 2 Prozent und steigt erst im dritten Jahr nach Wirksamwerden des KV auf 3 Prozent des Bruttogehalts (bis zur Höchstbeitragsgrundlage des ASVG). Für die UniversitätsprofessorInnen wird in den ersten beiden Jahren ein Beitrag von 8 Prozent, ab dem dritten Jahr ein Beitrag von 10 Prozent in die Pensionskasse eingezahlt werden.
Für die LektorInnen, die in vielen Studienrichtungen die überwiegende Mehrheit der Lehrveranstaltungen abhalten, ist eine solche Regelung unverständlich. Auch an den einzelnen Studienrichtungen herrscht seit einiger Zeit Aufregung. An der Politikwissenschaft haben sich bereits seit einigen Monaten die LektorInnen organisiert. Thomas Schmidinger, der seit 2004 als Lektor an der Politikwissenschaft lehrt, fürchtet, dass erfahrene LektorInnen so den Universitäten abhanden kommen könnten: "Mit fünf Jahren Lehre bin ich mittlerweile einer der Erfahreneren bei uns auf der Politikwissenschaft. Viele machen den Job zwei Jahre um einmal Lehrerfahrung zu bekommen und sehen dann keinerlei Perspektive für ein berufliches Weiterkommen an den Universitäten. Dem österreichischen Wissenschaftsbetrieb droht hier eine ganze Generation junger WissenschafterInnen abhanden zu kommen." Die LektorInnen selbst würden schon irgendwo eine andere Arbeit finden, die Qualität der Lehre würde darunter aber erheblich leiden: "Wenn ich mir anschaue wie viel ein publizierter Artikel zählt und wie wenig man sich für die Qualität der Lehre interessiert, dann frag ich mich aber ohnehin ob das jemanden stören wird."
Die IG-Externe LektorInnen fordert die Gewerkschaft und die Betriebsräte-Konferenz auf, den Kollektivvertrag nur in seiner ursprünglichen Fassung und ohne Vorbehalte von Seiten der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko) zu unterzeichnen. Steidl: "Sonst wird die Rechnung wieder auf unserem Rücken gemacht und irgendwann machen wir hier einfach nicht mehr mit!"